Sa, 16. März 2024

ORCHESTRE TOUT PETIT JEAN TINGUELY

Klanginstallation

Das Orchestre Tout Petit Jean Tinguely ist eine Klanginstallation rund um einen alten ostdeutschen Kontrabass, der vor der Zerstörung gerettet wurde. Vincent Bertholet, Initiant des aberwitzigen Orchestre Tout Puissant Marcel Duchamp, ist auch Vater dieses «ganz kleinen» Orchesters. In der Tradition des Künstlers Tinguely und seiner würdigen Nachfolger wie Pierre Bastien oder Frédéric Le Junter ist das Orchestre Tout Petit ein poetischer Versuch, einigen Objekten unserer Gesellschaft, die am Ende ihres Lebenszyklus stehen, wieder neues Leben einzuhauchen.

Vincent Bertholet (repairs)

Braucht Kunst eine offene Gesellschaft und umgekehrt?

11:30 – tba

Panel

Dass wir uns hier an der Jazzwerkstatt musikalisch frei ausdrücken können, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Iran beispielsweise ist es Frauen verboten, in der Öffentlichkeit zu singen. In Deutschland erstarken derzeit Kräfte, die die «Ideologie des Multikulturalismus» verdammen und sich um eine «deutsche Leitkultur» sorgen. Diese Kräfte verfolgen eine Strategie der Instrumentalisierung von Kunst und Kultur, was massive Eingriffe in die Kunstfreiheit bedeuten würde. Inwiefern bedingt eine offene demokratische Gesellschaft die Freiheit unserer künstlerischen Praxis? Und inwiefern können und müssen wir als Künstler*innen für diese Freiheit einstehen?

Über diese Themen spricht Vincent Bababoutilabo mit der Iranischen Musikethnologin und Filmemacherin Yalda Yazdani, der Schweizer Musikerin Sarah Chaksad und Queer-Aktivist*in und Autor*in Duygu Ağal aus Berlin.

Rassismus, Antirassismus und Jazz

15:00 – tba

Vortrag von Vincent Bababoutilabo

Ereignisse wie der grausame Anschlag von Hanau und die zahlreichen, darauffolgenden #BlackLivesMatter-Proteste des Jahres 2020 zeigten uns: Rassismus ist eine historisch gewachsene Realität. Er durchdringt alle Bereiche des menschlichen Miteinanders – davon ist auch Jazzmusik nicht ausgenommen. Wie stellt sich Rassismus im Jazz-Bereich dar? Was können wir dagegen tun? Diese Fragen greift Vincent Bababoutilabo auf. In seinem Vortrag präsentiert er eine Einführung in rassismuskritische Perspektiven, einen historischen Überblick sowie eine Diskussion von Jazz als antirassistischer Praxis.

Vincent Bababoutilabo ist ein in Berlin lebender Musiker, Autor und Aktivist an der Schnittstelle zwischen Kunst und Politik. In den letzten Jahren fokussierten seine Projekte auf die Bereiche Migration, Ausbeutung und Widerständigkeit sowie die Suche nach positiven Visionen für eine gerechte Gesellschaft.

ROSA SHAKUR UND DUYGU AĞAL

20:00 – Turnhalle

Photo: Laurenz Bostedt

In dieser Lecture Performance verbinden sich zwei unterschiedliche Perspektiven auf das Leben in Almanya (türkisches Wort für Deutschland) zu einem neuen Geflecht. Riot-Pop aus den Ruinen Berlins trifft auf die Prosa Duygu Ağals. Industrielle Popmusik erzählt Geschichten über den Kampf einfacher Leute für ein gutes Leben. Ağal liest aus ihrem Debütroman »Yeni Yeşerenler«. Es geht um lesbische Liebe, Hamburg vs. Berlin, Frauenfußball, Gewalt und Verzweiflung, aber auch um Emanzipation und Freundschaften. Lautes und leises Nachdenken und Zuhören in Kunstform.

Vincent Bababoutilabo, fl, voc | Rahel Hutter, sampler, synth | Philip Theurer, dr, mpc | Duygu Ağal, voc

ZIMMERMANN/LIENHARD

21:15 – Turnhalle

Dröhnend tiefe Klänge, stehende Töne, schöne Melodien und virtuose Passagen. Das Akkordeon und die elektronischen Oszillatoren sind sich ähnlicher als sie scheinen. Obwohl die Klangerzeugung ihrer Instrumente so unterschiedlich ist, versuchen Tizia Zimmermann und Pablo Lienhard, die Grenzen von akustisch und elektronisch erzeugten Klängen aufzulösen. Manchmal verschmelzen sie zu einer Einheit, manchmal gibt es heftige Zusammenstösse..

Tizia Zimmermann, accordion | Pablo Lienhard, electronic oscillators

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JAMES FONDA

22:30 – Turnhalle

«Ich fühle mich wie ein Ölbildmaler aus der Renaissance», sagt James Fonda über seinen Versuch, digitale und analoge Musik zu kombinieren. Das Ergebnis sind leichtfüssige, fliessende Songs über den Selfie-Wahn und die Selbstauflösung in der Cloud. Das erste, selbstbetitelte Album von James Fonda sprengt die Grenzen, welche einem «analognative» auf natürliche Art und Weise gegeben wurden, und setzt Träume und Fantasien frei.

Christian Aregger, g, synth, voc, electr

ORCHESTRE TOUT PUISSANT MARCEL DUCHAMP

23:45 – Turnhalle

Photo: Marthe Krummenacher

Ein Grossprojekt: 12 Musiker*innen, herausgenommen aus ihrem jeweiligen Biotop, zusammen auf eine Bühne gepflanzt. Free Jazz, Post Punk, High Life, Brass Band, Symphonisches und Krautrock – alles zu enge Schubladen für dieses Kollektiv. «We’re OK. But We’re lost anyway», so haben sie den Titel ihres letzten Albums gewählt. Rhythmisch-kollektiver Dadaismus nennts das Bundesamt für Kultur. Sie selbst bezeichnen es als Wellen, die ein Gefühl der Trance erzeugen. Kopf und Herz haben wir schon, jetzt fehlen nur noch eure Beine.

Vincent Bertholet, b | Liz Moscarola, vl, voc | Emmanuelle Legros, flgh | Benoît Giffard, tb | Thomas Levier, vla | Naomi Mabanda, cello | Gabriel Valtchev, dr | Guillaume Lantonnet, dr | Aïda Diop, marimba | Elena Beder, marimba | Titi, g | Romane Millet, g

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GENOSIDRA

01:00 – tba

DJ-SET

DJ-Set ≠ DJ-Set, das wird spätestens bei Genosidra klar. Noise wird im Kontext der Latinx-Tanzmusik durch Texturen und einen nicht-linearen musikalischen Diskurs erforscht. WTF? Der kolumbianische Produzent, DJ und Sound Artist Genosidra zeigt, wie das geht.

Carlos Quebrada, decks

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VOLQUET3

tba

Photo: Luciano Garetto

DJ-SET

Volquet3 ist das DJ Alter Ego der südamerikanischen Künstlerin und diesjährigen Co-Kuratorin Violeta García. ⁠Sie fuhrwerkt mit Noise, experimentiert mit traditionellen südamerikanischen Rhythmen und mixt alles mit Musik aus der Zukunft.

Violeta García, decks

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